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Was passiert bei der Blutgerinnung? Die sekundäre Hämostase anschaulich erklärt

3 Feb, 2023

Im Falle einer Verletzung die Blutung zu stoppen - das ist der Zweck der Hämostase, die für die Wundheilung und die Aufrechterhaltung des Blutspiegels unerlässlich ist. Diese natürliche Reaktion des Körpers sorgt dafür, dass wir nicht verbluten, wenn wir uns in den Finger schneiden oder das Knie aufschürfen. Kleine blutende Wunden schließen sich in der Regel nach kurzer Zeit von selbst. Doch wie funktioniert das und warum gibt es Menschen, die weiter bluten? In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, wie der Prozess der Blutgerinnung abläuft.

Hämostase – was ist das?

Unser Körper verfügt über einen eingebauten Mechanismus, um Blutungen zu stoppen, wenn die Blutgefäße verletzt sind. Ziel ist es, die Blutung durch die Bildung eines Fibringerinnsels zu unterbinden. Als Hämostase bezeichnet man die Mechanismen, die schrittweise die Blutung stoppen. Der hämostatische Prozess wird in zwei verschiedene Phasen unterteilt: Blutstillung (primäre Hämostase) und Blutgerinnung (sekundäre Hämostase).

Primäre Hämostase

Bei einer Verletzung der Blutgefäße setzt zunächst die primäre Hämostase (auch: zelluläre Hämostase) ein, um den Blutfluss zum Versiegen zu bringen. Die Arterien verengen sich in der Nähe der Verletzung, wodurch der Blutfluss in diesem Bereich verringert wird. Durch das Zusammenkleben der Blutplättchen entsteht eine erste, dünne Schicht auf der verletzten Stelle. Die Blutstillung setzt nach ca. 1 bis 3 Minuten ein.

Sekundäre Hämostase

Bei der sekundären Hämostase (auch: plasmatische Hämostase) gerinnt das Blut. Die Blutgerinnung dauert in der Regel 6-10 Minuten und führt zur Bildung eines Netzes oder Gerüsts aus dem Protein Fibrin, das Blutplättchen und rote Blutkörperchen auffängt. Der Körper verstärkt somit praktisch die zuvor gebildete Schutzschicht der Wunde.

Der Prozess verläuft in drei Phasen:

  1. Aktivierungsphase
  2. Koagulationsphase
  3. Retraktionsphase

Die Aktivierung bestimmter Plasmaproteine, die als Gerinnungsfaktoren bekannt sind, leitet den Prozess ein. Diese aktivierten Plasmaproteine sorgen dafür, dass das Blut klumpt und sich ein Thrombus, also ein Blutgerinnsel, bildet. Sobald sich der Thrombus gebildet hat, kommt es im Rahmen der Retraktion innerhalb weniger Minuten zu einer Kontraktion, also einem Zusammenziehen der Wundränder. Hierbei wird Blutserum freigesetzt, welches mit dem Blutfluss abtransportiert wird. Wenn der Wundheilungsprozess abgeschlossen ist, wird das Fibrin durch das fibrinolytische System des Blutplasmas abgebaut.

Hämophilie: Die Bluter-Krankheit

Ein Mangel an Gerinnungsproteinen kann zu Erkrankungen wie Hämophilie (umgangssprachlich Bluterkrankheit) führen. Hämophilie ist eine Erbkrankheit, die die Fähigkeit des Körpers zur Bildung von Blutgerinnseln beeinträchtigt und durch einen Mangel an Gerinnungsproteinen auf dem X-Chromosom verursacht wird. Da es sich um einen genetischen Defekt handelt, ist die Krankheit nicht ansteckend. Die sekundäre Hämostase setzt bei den Betroffenen nicht von selbst ein, sie bluten daher auch bei leichten Verletzungen länger als nicht Betroffene.

Früher konnte die Blutstillung bei Hämophilie-Patienten nur mit Bluttransfusionen erreicht werden, heute gibt es Medikamente mit künstlich hergestellten Stoffen, sogenannte Antihämorrhagika, die die Gerinnungsfaktoren ersetzen.

Produkte zur Unterstützung der Hämostase

Um den natürlichen Vorgang der Blutstillung und -gerinnung zu unterstützen oder zu beschleunigen, werden speziell entwickelte Produkte angeboten. Diese heißen Hämostyptika und treten in verschiedenen Formen, je nach Anwendungsbereich, auf. Die Schwämme, Pflaster, Verbände, Wundauflagen oder Puder werden eingesetzt, um Blutungen in der Nähe des Körperkerns zu stillen, wenn andere Methoden nicht funktionieren oder nicht geeignet sind. Das Auftragen direkt auf die Wunde wird als "Packing" bezeichnet. Die Produkte enthalten häufig oxidierte regenerierte Zellulose, welche die Denaturierung von Bluteiweiß anregt und so die Hämostase in Gang setzt. Hämostyptika kommen in medizinischen Fachbereichen wie der Chirurgie, der Zahnheilkunde und der Pflege zum Einsatz.

Fazit

Die Blutgerinnung ist ein natürlicher Vorgang der körpereigenen Abwehr, Blutungen zu stillen. Sie wird auch als sekundäre Hämostase bezeichnet und bildet mit der primären Hämostase die Grundlage für den Wundheilungsprozess der Haut. Mithilfe von aktivierten Thrombozyten bildet sich während der primären Hämostase eine Schutzschicht von Blutplättchen, welche während der sekundären Hämostase verstärkt wird. Produkte zur Unterstützung der Blutstillung und Blutgerinnung nennt man Hämostyptika und Antihämorrhagika.

 

Häufig gestellte Fragen

Was ist die Blutgerinnung?

Die Blutgerinnung oder sekundäre Hämostase ist ein lebenswichtiger Vorgang im Körper, der zur Verschließung von Wunden führt. 

Wie prüft man die Blutgerinnung?

Bei Verdacht auf eine Blutgerinnungsstörung können Sie Ihre Blutwerte in einer Arztpraxis oder im Krankenhaus testen lassen. Ein Mangel an Gerinnungsfaktoren wird Hämophilie genannt und kann heutzutage gut behandelt werden.

 

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